Gruppenarbeit
Die Arbeit in einer Gruppe mit anderen Studierenden ist ein fester Bestandteil des Studiums. Viele Menschen haben Angst davor und einige haben echte Probleme damit. Dieser Artikel befasst sich mit den wichtigsten Problemen, die Menschen mit Gruppenarbeit haben, und gibt dir einige praktische Tipps für dein eigenes Studium.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund
Gruppenarbeit wurde in den Autism&Uni-Umfragen häufig erwähnt. Einige fanden sie sehr nützlich, weil sie ihnen half, Fähigkeiten zu entwickeln, die sie später im Beruf und im sozialen Leben brauchten. Andere hatten große Probleme damit, vor allem, wenn sie das Gefühl hatten, mehr Arbeit zu haben als andere.
Das ist auch für nicht-autistische Menschen ein häufiges Problem. Es gibt keine perfekte Methode, um Gruppen zusammenzustellen oder dafür zu sorgen, dass sie gut funktionieren, deshalb ist es auch für die Lehrkräfte eine Herausforderung.
Aber es lohnt sich, sich mit der Gruppenarbeit auseinanderzusetzen, und sie ist deshalb ein wichtiger Bestandteil vieler Kurse.
Was ist gut und was schlecht an Gruppenarbeit?
Welche Erfahrungen hast du mit Gruppenarbeit gemacht? Erinnere dich sowohl an die guten als auch an die schwierigen Momente. Es ist verständlich, dass du dir Sorgen machst, wenn du in der Vergangenheit Probleme hattest, aber die Befürchtungen sind oft schlimmer als die Realität. Was denkst du, sind die guten und schlechten Seiten der Gruppenarbeit?
Mit wem werde ich zusammenarbeiten?
Die verschiedenen Methoden, die Tutor*innen für die Bildung von Gruppen wählen können, haben Vor- und Nachteile. Am Arbeitsplatz kannst du dir selten aussuchen, mit wem du zusammenarbeitest, aber hoffentlich wird die Arbeit, die du machst, mit deinen Stärken und Fähigkeiten zusammenhängen.
Wenn die Teilnehmenden nach dem Zufallsprinzip (oder nach Merkmalen wie dem Nachnamen) in Gruppen eingeteilt werden, kann das am fairsten erscheinen, aber dann kann es zu sehr ungleichen Gruppen kommen, die keine gute Mischung aus Fähigkeiten und Interessen aufweisen.
Wenn die Tutor*in gemischte Gruppen bildet und die fähigsten Studierenden auf die Gruppen verteilt, kann es passieren, dass die fähigste Person am Ende die meiste Arbeit macht und die Noten der anderen nach oben treibt – zumindest kann sich das so anfühlen.
Wenn sich die Studierenden ihre Gruppe selbst aussuchen dürfen, kann das ein gutes Gefühl sein und du kannst mit Leuten zusammenarbeiten, die du bereits kennst und magst, aber weniger beliebte Studierende haben es vielleicht schwer, eine Gruppe zu finden und Freund*innen, die zusammenarbeiten, sind nicht immer die stärkste Gruppe.
Im Idealfall arbeitest du mit Leuten zusammen, die ihre Stärken haben, und hast eine Vielzahl von unterschiedlichen Fähigkeiten und Vorlieben in der Gruppe. Das bedeutet aber, dass du wissen musst, was diese Stärken sind und dass jeder gut kommunizieren muss, was er gerne macht, was er gut kann und welche Erwartungen er an die Gruppe und die Aufgabe hat.
Stärken und Schwächen
Jeder hat bevorzugte Rollen in einer Gruppe. Manche Menschen sind natürliche Anführer*innen und gut darin, Dinge in Gang zu bringen. Manche sind sehr kreativ und bringen gerne neue Ideen ein, um die Gruppe aufzurütteln. Manche sind brillant darin, dafür zu sorgen, dass alle Notizen gemacht und alle Treffen gebucht werden. Andere sind fantastisch darin, die Gruppe zusammenzubringen und allen das Gefühl zu geben, Teil eines Teams zu sein. Manche Menschen machen fabelhafte Dias, andere sind gut darin, unerledigte Arbeiten aufzuarbeiten oder öffentlich zu sprechen. Die meisten Menschen haben eine Mischung aus Talenten und Vorlieben sowie Bereichen, die sie noch ausbauen müssen.
Wie könnte sich das auf mich auswirken?
Einige autistische Studierende genießen die Gruppenarbeit mehr als jeden anderen Teil ihres Kurses, da sie dadurch die Möglichkeit haben, mit anderen zusammenzuarbeiten, die sie unterstützen und ein gemeinsames Ziel verfolgen, was ihnen später bei sozialen und beruflichen Beziehungen hilft.
Andere machen sich viele Sorgen darüber, aber in den meisten Kursen gibt es irgendwann Gruppenarbeit und in beiden Fällen ist es besser, proaktiv vorzugehen, damit du das Beste aus der Erfahrung machen kannst.
Zu wissen, was du gut kannst und es gut ausdrücken zu können, ohne arrogant zu sein, ist ein wichtiger Teil der Zusammenarbeit mit anderen. Es ist auch wichtig zu wissen, was du nicht so gut kannst, damit du daran arbeiten kannst, diese Bereiche zu verbessern und vielleicht Rollen zu vermeiden, bei denen diese Eigenschaften im Vordergrund stehen.
Am besten ist es, wenn du sehr konkret bist. Einfach zu sagen, dass du etwas gut oder schlecht kannst oder liebst oder hasst, ohne eine klare Vorstellung davon zu haben, was das in Bezug auf die Gruppe und die Aufgabe ist und wie du mit diesem Element arbeiten oder es umgehen kannst, ist für niemanden hilfreich.
Was ist als Nächstes zu tun?
Nimm dir etwas Zeit, um über deine Stärken und Schwächen nachzudenken und vereinbare einen Termin, um mit deiner Tutor*in oder einer Berater*in zu sprechen.
Praktische Tipps
- Erzähle der Gruppe, dass du Autist bist und wie sich das auf dich auswirkt – ganz ruhig, ohne dich aufzuregen oder es als Ausrede zu benutzen, um nicht zu arbeiten.
- Erstelle eine zweispaltige Liste: In die linke Spalte schreibst du die Dinge, die dir im Zusammenhang mit der Gruppenarbeit am meisten Sorgen machen, und in die rechte Spalte schreibst du, wie du diese Probleme lösen könntest. Besprich diese Liste mit einer vertrauenswürdigen Person zu Hause oder an der Uni, z. B. einem Elternteil, deiner Studienassistenz, einer Mentor*in oder einer Tutor*in.
Ideen zum weiteren Nachdenken
Über diese Überlegungen kannst du mit deiner Studienassistenz und einer Mentor*in sprechen. Einige sind ohnehin sinnvoll, für andere musst du dich vielleicht rechtfertigen:
- Erzähle der Gruppe, dass du autistisch bist und wie sich das auf dich auswirkt.
- Alle Gruppenmitglieder sollen erklären, worin sie ihrer Meinung nach gut und schlecht sind, und diese Fragen diskutieren.
- Legt Grundregeln für die Gruppenarbeit und die Kommunikation fest, z. B. wie oft ihr euch trefft und/oder einander E-Mails schreibt, interne Fristen usw.
- Zusätzliche Aufsicht für die Gruppe zu Beginn der Aufgabe
- Ein Buddy-System innerhalb der Gruppe einrichten
- Organisation von formell strukturierten und/oder Online-Treffen, damit sich die Gruppenmitglieder kennenlernen können
Darüber hinaus gibt es einige Fragen, über die du nachdenken solltest und möglicherweise Strategien planen solltest, um damit umzugehen:
- Wie legt ihr fest, wer die Gruppenleitung übernimmt ist und wer was macht?
- Wie würdet ihr die Arbeit gerecht aufteilen?
- Wie verhindert ihr, dass Leute Quatsch machen, und wie bringt ihr sie dazu, mit der Arbeit weiterzumachen, ohne sie zu verärgern?
- Was ist, wenn jemand nicht auftaucht?
- Was ist, wenn Gruppenmitglieder faul oder nicht besonders gut sind?
- Wie würdest du damit umgehen, wenn jemand nicht so gut Deutsch spricht?
- Was tun, wenn Leute unterschiedlich mit der Frist umgehen?
- Wie kannst du proaktiv mit den Erwartungen umgehen und Dinge, über die du dir Sorgen machst, frühzeitig ansprechen?
- Wann solltet ihr mit der Tutor*in über Probleme sprechen und was solltet ihr zuerst tun?
Dieser Artikel entstand im Rahmen des Autism&Uni-Projekts. Der Originalartikel ist hier verfügbar und steht unter einer Creative-Commons-Lizenz. Der Artikel wurde von Linus Müller übersetzt.
Zuletzt bearbeitet am 29.11.2023.
Autism&Uni ist ein multinationales, EU-finanziertes Forschungsprojekt, das autistische Studierende beim Übergang in die Hochschulbildung unterstützt.