Wir sind autistisch und das ist gut so.

Inhaltsverzeichnis

Warum?

Die meisten Universitäten treffen inzwischen angemessene Vorkehrungen für Menschen mit Körperbehinderungen, aber nur wenige haben überhaupt von High Functioning Autismus beziehungsweise Asperger Syndrom gehört, ganz zu schweigen davon, dass sie die Möglichkeit in Betracht gezogen haben, dass es eine/n ihrer Studierenden betreffen könnte. Viele Leute nehmen immer noch an, dass du, wenn du sprechen kannst, wenn du sogar zur Universität gehen kannst, nicht wirklich autistisch sein könntest. Wenn du besondere Bedürfnisse hast, oder einfach willst, dass die Dozent_innen der Universität Kenntnis davon haben, in welchen Bereichen du dich möglicherweise anders verhältst, dann wirst du sie vermutlich selbst aufklären müssen.

Einige Menschen entscheiden sich, keine formale Diagnose anzustreben, oder den Dozent_innen der Universität nichts von ihrer Diagnose zu erzählen – das ist eine persönliche Entscheidung (besonders wenn du besorgt um deine Privatsphäre bist, oder denkst, dass die Dozent_innen wenig mitfühlend oder sogar ablehnend sein könnten, oder wenn du dir sicher bist, dass dein Autismus keine Probleme verursachen wird), aber das erschwert die Angelegenheit, wenn irgendwelche autismusbezogenen Probleme auftreten. Siehe auch den Text der Learning Disabilities Association To Tell Or Not To Tell.

Autismus & Uni

Wann?

Falls du dich entscheidest, den Dozent_innen von deiner Diagnose zu erzählen, ist es am besten, es nicht aufzuschieben, bis eine Krise es notwendig macht, weil das es wahrscheinlicher machen würde, dass unwissende Leute annehmen werden, dass es nur eine Entschuldigung ist. Es ist einfacher, irgendwelche unerwarteten besonderen Bedürfnisse erfüllt zu bekommen, wenn die Leute schon einige Zeit vorher über deine Behinderung informiert wurden. Ich habe mich oft für ein kleine einstudierte Rede entschieden, die so verläuft: »Ich rechne nicht damit, dass dies irgendwelche Probleme verursacht, aber ich denke, dass Sie davon erfahren sollten…«

Wem?

Denk daran, dass du nicht wählen musst zwischen »jeden davon erzählen« und »niemandem davon erzählen«. Du kannst dich entscheiden, einigen Menschen, denen du vertraust, davon zu erzählen, und sie bitten, es streng vertraulich zu behalten.

Wie?

Das Nützlichste, was du haben kannst, ist ein offizieller medizinischer Brief, der deine Diagnose angibt und eine kurze Erklärung, in welcher Hinsicht es dich wahrscheinlich beeinträchtigt (ich fand meinen so nützlich, dass ich ihn kopiert habe und dafür sorge, dass ich jederzeit eine Kopie davon dabei habe). Wenn du im Voraus irgendwelche besonderen Anforderungen, die an dich gestellt werden, absehen kannst, bitte deine Ärztin oder deinen Arzt, sie ausdrücklich in dem Brief zu erwähnen.
Das Zweitnützlichste, was du haben kannst, ist ein kurzes Schriftstück,
das High Functioning Autismus/Asperger Syndrom besonders in Bezug auf Menschen im Studierendenalter erklärt. Das Beste, was ich bisher gefunden habe, ist das Kapitel von Tim Luckett und Stuart Powell mit dem Titel »Students with Autism and Asperger‘s Syndrome« in dem Buch »Special Teaching In Higher Education: successful strategies for access and inclusion« von Stuart Powell und Kogan Page.

Vielen Dank an die Autorin Clare für die Erlaubnis, diesen Artikel zu veröffentlichen. Der Text bezieht sich auf Großbritannien, in Deutschland mögen manche Dinge anders sein.

Zuletzt bearbeitet am 02.02.2022.

Clare Sainsbury

Clare Sainsbury ist Autorin des Buchs Martian In The Playground, in dem 25 Menschen im Autismus-Spektrum über ihre Schulerfahrungen berichten. Sie las über das Asperger-Syndrom, als sie 20 Jahre alt war und erkannte sich darin wieder. Heute engagiert sie sich für Menschen im Autismus-Spektrum in Großbritannien.