Wir sind autistisch und das ist gut so.

In technischen Kursen wie Informatik, Digitalforensik, Videospielentwicklung oder Medientechnik verbringst du viel Zeit in einem Computerraum. Dabei konzentrierst du dich oft auf das, was du programmierst oder entwirfst, nimmst aber auch an Diskussionen und Gruppenaufgaben teil, wie in einem traditionellen Tutorium.

Lies diesen Artikel, um mehr über Lehrveranstaltungen im Computerraum zu erfahren.

Hintergrund

In vielen Studiengängen, vor allem in Informatik, Technik und kreativen Fächern, sind Computerpraktika ein wichtiger Bestandteil des Studiums.

Du lernst neue Technologien kennen und erfährst, wie du digitale Werkzeuge effektiv und selbstbewusst einsetzen kannst. Das kann das Gestalten in Photoshop sein, das Programmieren von Code in einer IDE, das Arbeiten mit virtuellen Maschinen in Sicherheitssimulationen oder das Bearbeiten von Videos und animierten Grafiken.

Viele Studierende empfinden Computer-Praktika oder -Tutorien als ziemlich anstrengend – zumindest am Anfang. Es kann sein, dass du mit Geräten, Software und Fachbegriffen arbeitest, die für dich neu sind, oder dass der Unterricht so schnell abläuft, dass du nicht mithalten kannst.

Wie kann sich das auf mich auswirken?

Dein Autismus kann sich in vielerlei Hinsicht auf dich auswirken, z. B.

  • die Art und Weise, wie du deine Zeit vor, während und nach dem Unterricht organisierst,
  • der Lärm von Geräten und Menschen im Raum,
  • die Arbeit zu Zweit oder in größeren Gruppen,
  • die Tutor*in, die durch den Raum geht und die Fortschritte der Teilnehmenden überprüft,
  • Stress, wenn ein Abgabetermin naht und du eine Programmier- oder Designarbeit fertigstellen willst.

Oft stellt die Tutor*in gedruckte Handouts zur Verfügung, die den Unterricht begleiten. Es kann hilfreich sein, sich vor der Stunde ein Exemplar des Handouts zu besorgen, damit du dich mit dem Inhalt vertraut machen kannst, bevor er dir in der Klasse präsentiert wird. Manche Lehrkräfte zeichnen ihre Lektion im Voraus auf und präsentieren sie als Video, das du in deinem eigenen Tempo durcharbeiten kannst, andere demonstrieren den Prozess und überlassen es dir, das Gelernte auf eine Aufgabe anzuwenden.

Eine Möglichkeit, den Stress zu minimieren, ist es, dafür zu sorgen, dass du alle notwendigen Geräte zur Hand hast, vor allem, wenn du deine eigene Ausrüstung mitbringen musst. Du könntest zum Beispiel Kopfhörer oder ein Grafiktablett brauchen.

Was ist als Nächstes zu tun?

Vergewissere dich, dass du weißt, wo und wann die Computerlabor-Sitzungen stattfinden und wie du dich darauf vorbereiten kannst.

Praktische Tipps

Sei vorbereitet

  • Mach dich vor der ersten Sitzung mit dem Raum und dem Weg dorthin vertraut. Gehe den Weg ein paar Mal ab und halte Ausschau nach vertrauten Orientierungspunkten, die dir helfen können, dorthin zu gelangen.
  • Sprich vor der ersten Sitzung mit der Tutor*in und finde heraus, wie der Unterricht gestaltet wird. Es kann zum Beispiel so aussehen:
    • von der Tutor*in vorgeführt werden und dann Aufgaben enthalten, die von den Studierenden zu lösen sind
    • die Tutor*in demonstriert und die Studierenden machen es nach
    • mit einem zuvor aufgezeichneten Video-Tutorial arbeiten
  • Vergewissere dich, dass du vor der Sitzung alle Handouts hast, falls vorhanden.
  • Vergewissere dich auch, dass du alle notwendigen Geräte vor der Unterrichtsstunde zur Verfügung hast, falls nötig.
  • Erkundige dich, wann die Tutor*in Fragen beantworten kann – während des Unterrichts oder in einer passenden Pause.

Um Hilfe bitten

Wenn du nicht verstehst, was die Tutor*in dir beibringt, oder es dir schwerfällt, dem Unterricht zu folgen, ist es wichtig, dass du die Tutor*in darauf hinweist. Wie du das tust, hängt vom Format des Workshops ab: Die Tutor*in kann während des Unterrichts Fragen stellen, oder sie möchte, dass du bis zu einer passenden Pause wartest.

Es ist ratsam, mit der Tutor*in abzuklären, ob der Aufwand, den du für eine Laboraufgabe treibst, angemessen ist. Es passiert leicht, dass man zu viel zu macht und sich in Details verstrickt, die nicht wirklich notwendig sind, daher lohnt es sich, dies gelegentlich zu überprüfen.

Wenn die Tutor*in nicht bereits über deinen Autismus Bescheid weiß, sprich mit ihr darüber, falls du eine Auszeit vom Computer nehmen musst.

›Auszeit‹

Besprich mit der Tutor*in eine Strategie für Situationen, in denen du dich überfordert fühlst. Das kann durch visuelle Reize, Lärm, die Menge an Arbeit, die von dir erwartet wird, Müdigkeit usw. ausgelöst werden.

Mögliche Lösungen könnten sein, deinen Kopf für ein paar Minuten auf dem Schreibtisch auszuruhen, den Raum zu verlassen und einen ruhigen Platz zu finden oder für ein paar Minuten auf einer vertrauten Website zu surfen. Das ist deine persönliche Angelegenheit und du wirst am besten wissen, was für dich funktioniert.

Fragen, über die du nachdenken solltest

  • Wo erfahre ich, welche Ausrüstung ich mitbringen muss?
  • Gibt es vor der Sitzung Handouts?
  • Sollte ich während der Präsentation der Sitzung oder am Ende Fragen stellen?
  • Was kann ich tun, wenn ich während einer Sitzung nicht mehr mitkomme?
  • Wie kann ich mich vom Computer zurückziehen, wenn ich einen Overload spüre?
  • Muss ich nach der Sitzung außerhalb der Tutoriumszeit irgendwelche Arbeiten erledigen?

Dieser Artikel wurde von Jackie Hagan geschrieben und entstand im Rahmen des Autism&Uni-Projekts. Der Originalartikel ist hier verfügbar und steht unter einer Creative-Commons-Lizenz. Der Artikel wurde von Linus Müller übersetzt.

Zuletzt bearbeitet am 01.12.2023.

Jackie Hagan, BA

Jackie Hagan ist Mitarbeiterin beim Disability Learning Support der University for the Creative Arts in Rochester. Sie arbeitet ebenfalls am Autism&Uni-Projekt mit.