Wir sind autistisch und das ist gut so.

Du brauchst nicht zu denken, dass du defekt wärst, und genauso wenig solltest du denken, dass du anderen überlegen bist. Du bist einfach ein Mensch, wie jeder andere Mensch; und das ist an sich etwas, das dich wertvoll macht. Erlaube dir, du selbst zu sein – nicht mehr, nicht weniger.

ChaoticIdealism

Wer Pride in Autistic Pride mit Stolz übersetzt, kann sich zwar auf sein Wörterbuch berufen, hat aber (in den meisten Fällen) die Bedeutung nicht verstanden. Jedes Wort hat eine Geschichte, gewinnt Bedeutungen hinzu und verliert Bedeutungen. Es ist zwar richtig, Jane Austens Roman Pride and Prejudice mit Stolz und Vorurteil (im Sinne von Hochmut) zu übersetzen, jedoch gewann der Begriff pride seit 1970 noch eine weitere Bedeutung hinzu: der selbstbewusste Umgang mit der eigenen marginalisierten Identität. Spätestens seit 1979 wird pride auch in Deutschland in diesem Sinne verwendet.

Gay Pride/Queer Pride[1]

In den 50er und 60er Jahren war Homosexualität in BRD und DDR strafbar[2], zudem wurde Homosexualität offiziell als psychische Störung klassifiziert – erst 1992 wurde diese Kategorie aus dem ICD gestrichen[3]. Die meisten Queers lebten versteckt und gaben sich heterosexuell, viele schämten sich ihrer sexuellen Orientierung, eher wenige kämpften für ihre Rechte. Am 28. Juni 1969 gab es schließlich in der New Yorker Schwulenbar Stonewall Inn eine Polizeirazzia – aber diesmal lief sie anders ab als die zahlreichen Razzien zuvor: Schwule, Transgender, Drag Queens und Lesben wehrten sich. Der Aufstand in der Christopher Street rund ums Stonewall Inn dauerte fünf Tage und etwa 2000 Queers kämpften gegen 400 Polizisten. Letztere mussten sich schließlich geschlagen geben.
Zwar hatte es auch vorher schon Aktivist_innen gegeben, der Stonewall Aufstand brachte diese Kräfte jedoch an die Öffentlichkeit und wird deshalb allgemein als Wendepunkt in der schwul-lesbisch-queeren Emanzipationsbewegung gesehen. Ein Jahr später fand eine Demonstration statt, um den Stonewall-Aufstand zu erinnern und zu feiern. Anlässlich dieser Demonstration wurde der Begriff gay pride geprägt und er gab das Signal: Wir verstecken uns nicht mehr, wir sind hier und wir leben unser Leben. Die Gay Pride Bewegung ist keineswegs einheitlich, teilt jedoch einige gemeinsame Grundannahmen:

  1. Die Leute sollen ein positives Selbstgefühl ihrer sexuellen Orientierung und ihrer Geschlechtsidentität entwickeln;
  2. Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt ist etwas Gutes;
  3. Sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität sind einer Person inhärent; sie können und sollen nicht bewusst verändert werden.

Sicherlich geht es der Pride-Bewegung auch darum, für Akzeptanz, Respekt und Gleichberechtigung zu kämpfen. Das hatte es in den Jahren vor Stonewall auch schon gegeben: Aktivist_innen warben bei Heterosexuellen um Toleranz. Stonewall verschob den Fokus, es ging nicht länger darum, unbedingt von der heterosexuellen Mehrheit anerkannt zu werden, um sich dann, in gewisser Weise mit deren Erlaubnis, auch selbst akzeptieren zu können. Gay Pride bedeutet, sich selbst zu akzeptieren, so wie man ist, und seine sexuelle Orientierung oder sein gewähltes Geschlecht, seine Queerness sowie sein Selbstbewusstsein darüber öffentlich zu leben. Pride steht im Kontext des coming out of the closet, zu dem zu stehen, was man ist – denn von anderen Respekt zu fordern gelingt nur, wenn man sich selbst respektiert und als gleichberechtigt anerkennt.
Letzteres ist vielleicht ein Grund, warum große Teile der autistischen Community sich so schwer tun mit Autistic Pride. Aber dazu später mehr – zuerst möchte ich noch kurz auf die weitere Geschichte der Gay-Pride-Bewegung eingehen.
Die Paraden zum Gay Pride Day, die in 70ern noch sehr lose und von unten organisiert waren, wurden jetzt von stärker organisierten, weniger radikalen Teilen der Gay Pride Bewegung übernommen. Begriffe wie Freedom und Liberation wurden unter dem Druck von dieser konservativeren Community-Mitglieder fallengelassen. In den 90ern wurden Schwule als Marketing-Zielgruppe entdeckt und die Paraden stark kommerzialisiert, was mit weiterer Entradikalisierung einherging.
Eine Gefahr, die ich für Autistic Pride sehe, ist die Entpolitisierung bevor überhaupt eine wirkliche Politisierung stattgefunden hat. Autistic Pride wurde als Schlagwort beliebt, aber nur wenige Leute haben sich intensiver damit auseinandergesetzt. Vielen Autist_innen ist unklar, was Autistic Pride bedeutet oder bedeuten könnte – denn Autistic Pride wird letztlich genau das sein, was die autistische Community daraus macht. Das Natural Variation Blog kritisierte anlässlich des zweiten Autistic Pride Days 2006 diese Vagheit:
Ich bekomme das Gefühl, dass wir nicht übereinstimmen, worum es bei Autistic Pride gehen sollte. Was die autistische Community betrifft, spüre ich einige Vorsicht, als ob es unklar ist, ob es angemessen ist, dass Autist_innen stolz auf sich sind.
Autist_innen hatten (bisher?) kein Stonewall, keinen Aufstand, den sie zum Gründungsmythos einer gemeinsamen Bewegung machen könnten. Gerade deshalb ist es wichtig, das Konzept Autistic Pride differenzierter auszuarbeiten, als es bisher der Fall ist – ansonsten läuft die Autistic Pride Bewegung Gefahr, zu einem Sammelbecken der Beliebigkeit zu verkommen. Schon seit dem ersten Autistic Pride Day kann man eine Tendenz erkennen, diesen Tag für Picknicks und Sommerfeste ohne Inhalte zu nutzen. Selbstverständlich kann man feiern, aber was feiern die Leute eigentlich?
Vor zwei Jahren traf ich auf einer Autistic Pride Veranstaltung eine Autistin, die in einer der üblichen Diskussionen um das missverstandene Wort Pride sagte: Ich weiß überhaupt nicht, was Pride heißt und es ist mir auch egal. Hauptsache, wir feiern. Ich war geschockt. Nicht, weil sie nicht wusste, was Pride bedeutet und auch nicht, weil sie feiern wollte. Sondern weil es ihr völlig egal war, was gefeiert wurde. Wir haben auf dieser Veranstaltung vermutlich nicht das gleiche gefeiert.
Letztes Jahr veranstalteten wir ein Picknick zum Autistic Pride Day. Als wir in einem Internetforum dazu einluden, schrieb jemand sinngemäß: Ich würde auch zum Picknick kommen, aber nur, wenn ich sicher sein kann, dass sich niemand öffentlich als Autist zu erkennen gibt. Ja – ich würde auch zum CSD kommen, aber nur, wenn jeder Schwule seine Kusine mitbringt und so tut, als wäre er hetero. Nicht alle Leute auf Autistic Pride Veranstaltungen sind autistisch; aber es war traurig und schockierend, dass einige Menschen im Autismus-Spektrum sogar bereit sind, andere autistische Menschen vom Autistic Pride Day auszuschließen, nämlich alle, die nicht die Möglichkeit haben, als normal durchzugehen.
(Dieses Posting war übrigens Anlass für uns, ein Transparent mit dem Autistic Pride Day Motto zu malen und über einer Brücke aufzuhängen.) Es scheint, dass die politische Intention des Autistic Pride Days bei den meisten Veranstaltungen, die anlässlich dieses Tages stattfinden, nie angekommen ist.
Autistic Pride

Autistic Pride? Unter falscher Flagge

Unter dem Label Autistic Pride findet man leider auch sehr fragwürdige Ansichten. Ein Problem, das ich sehe, ist, dass der Begriff Autistic Pride inzwischen auch von einigen Autismus-Therapeuten verwendet missbraucht und vereinnahmt wird – die Inhalte werden dabei nicht übernommen. Denn Autismus zu therapieren und Autistic Pride schließen sich gegenseitig aus. Therapie zielt auf die Heilung einer Krankheit, Autistic Pride sagt ›loud and proud‹, dass es hier nichts zu heilen gibt. Das ist dann ungefähr so, als würden Christival-Teilnehmer beim CSD mitlaufen.
Ein weiteres Problem ist die Verwendung des Begriffs Autistic Pride in Teilen der Autismus-Community. Wenn ich einen Wunsch für den Autistic Pride Day 2008 äußern dürfte, dann würde ich mir wünschen, dass die Wörter Intelligenz, IQ und hochfunktional an diesem Tag nicht verwendet werden.
Joel Smith stellt die Frage, was man feiert, wenn man Autistic Pride feiert, und welche Ausschlüsse man dabei eventuell produziert:

Um ehrlich zu sein, wenn ich versuche, Autistic Pride zu feiern, ende ich dabei manchmal sehr traurig. Ich war in letzter Zeit sehr enttäuscht von der autistischen Community als Ganzes und ich bin manchmal nicht glücklich darüber, ein Teil davon zu sein. Es ist nicht so, dass ich denke, dass Autismus schlecht wäre, aber die Realität, dass Menschen im Autismus-Spektrum nicht immer gute Menschen sind, scheint in letzter Zeit bei mir angekommen zu sein. Zu viele Menschen in der Community scheinen die Community nur für eine Gruppe von Leuten zu wollen, die die selben autistischen Züge teilen, was ich deprimierend finde. (High-Functioning; Asperger, Leute ohne Posttraumatische Belastungsstörung, Leute, die sprechen, Leute, die nicht sprechen, Leute mit hohem IQ, Leute, die ein bestimmtes autistisches Verhalten nicht zeigen usw.) Inklusion scheint keiner der Grundwerte der autistischen Community zu sein, und das ist traurig.
Wenn viele Leute von Autistic Pride sprechen, bringt es mich oft zum Weinen, weil das Beste, womit wir als Gruppe aufwarten können, eine Liste von Dingen ist, auf die nur einige Autist_innen stolz sein können (weil andere diese Züge nicht haben) und/oder Dinge, die andere Leute abwerten (wir sind keine dummen NTs und so was). Ich sähe es gern, wenn wir mit Sachen wie Wie sind Menschen und, wie alle Menschen, wertvoll. Wir müssen nicht beweisen, dass wir autistische Superkräfte haben, um wertvoll zu sein. Noch müssen wir Autist_innen moralische Tugenden zuschreiben, damit sie wertvoll sind (besonders weil es, genauso wie NTs, moralische und unmoralische Menschen im Autismus-Spektrum gibt.

Teilweise wurde Joels Artikel so verstanden, als dürfte man nicht sagen, dass Menschen im Autismus-Spektrum Stärken haben – was Joel allerdings nie geschrieben hat. Er sagt lediglich, dass Autist_innen als Menschen wertvoll sind, genauso wie alle anderen auch, ungeachtet eventueller Stärken und Fähigkeiten. Wenn wir Autistic Pride feiern, sollten wir uns nicht an neurotypischen Normen orientieren, nicht daran, wer wie viele Punkte im IQ-Test hat, nicht daran, wer spricht und wer nicht, und nicht daran, wer welche Erfolge und Erlebnisse hatte. Das soll keinesfalls heißen, dass man seine persönlichen Erfolge nicht feiern sollte – im Gegenteil, man sollte sie feiern. Aber man sollte das nicht mit Autistic Pride gleichsetzen. Auch Joel Smith schreibt ausdrücklich:

Sicherlich können wir an die Dinge denken, von denen wir glücklich sind, sie gemacht zu haben, Dinge, die wir erreicht haben. Verfechter_innen der Rechte autistischer Menschen haben in letzter Zeit viel erreicht. Wir können jeden feiern, der es geschafft hat, sich aus einem Heim zu befreien, und wir können darüber jubeln, dass es viele autistische Kinder gibt, die Sommerferien haben – frei von Mobbing und Missbrauch, von denen sie in der Schule oft geplagt werden. Verdammt, wir können dankbar jede autistisch Person feiern, die es geschafft hat, ein weiteres Jahr in dieser Welt zu überleben. Wir können uns als Menschen anerkennen, die das Recht haben auf die selben Menschenrechte, die nicht-behinderte Menschen heute genießen.

Auf die Missverständnisse rund um seinen Artikel hin erklärt er:

Das Missverständnis rührt aus meiner Überzeugung – an der ich festhalte – dass Menschen im Autismus-Spektrum keine besonderen Fähigkeiten oder Superkräfte haben müssen, und trotzdem stolz darauf sein können, so zu sein, wie sie sind. Die Ansicht, dass wir stolz darauf sein sollten, autistisch zu sein, weil wir eine bestimmte Fähigkeit oder Begabung haben, lehne ich entschieden ab. Diese Vorstellung impliziert, dass wir nicht stolz darauf sein sollte, autistisch zu sein, wenn wir keine besonderen Fähigkeiten haben, was die Vorstellung vorantreibt, dass es zwei Arten autistischer Menschen gibt – solche, die geheilt werden sollten und solche, die nicht geheilt werden sollten. Davon halte ich überhaupt nichts. Wir sollten stolz darauf sein, autistisch zu sein, weil es ein Teil dessen ist, wer wir sind, und jeder hat ein Recht darauf, stolz darauf zu sein, wer sie sind. Komplizierter ist es nicht, und wir sollten unser Existenzrecht nicht auf der Grundlage rechtfertigen müssen, ob wir ’nutzlose Esser‹ sind oder nicht.

Autist_innen müssen keine speziellen Fähigkeiten oder Superkräfte haben, um gern und selbstbewusst zu sein, wer sie sind. Rechtfertigen Schwule ihre Existenz dadurch, dass sie spezielle Fähigkeiten als Modedesigner haben? Rechtfertigen Schwarze ihre Existenz dadurch, dass sie besondere Stärken im Hip Hoppen haben? Wollen Autist_innen ewig in Klischees verhaftet bleiben und, schlimmer noch, die Nützlichkeitsideologie unserer Gesellschaft weiter vorantreiben?
Auch Amanda Baggs geht auf diese Debatte ein:

Joel ist wie ich sehr über eine unechte Form von ›Autistic Pride‹ besorgt, der eigentlich nur ›Pride für manche autistischer Menschen auf Kosten anderer‹ ist. Die Art von ›Pride‹, die es Temple Grandin erlaubt zu sagen, dass sie es besser fände, nicht-sprechende autistische Menschen würden nicht existieren, aber autistische Menschen wie sie sind okay und nützlich für die Gesellschaft.

Und ChaoticIdealism schreibt dazu:

Autistic Pride? Ja. Gute Idee. Das ist es schließlich, was wir sind, und für die meisten von uns, ist es ein größerer Teil als Kultur, Geschlecht, oder unser Alter, warum also nicht stolz auf etwas sein, dass uns zu uns selbst macht? Aber es gibt einen Punkt, wo Autistic Pride problematisch werden kann:
Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich in Foren schon Postings in dieser Richtung gesehen habe:
›Ich bin einen Marathon gelaufen, habe fünf Symphonien komponiert, die gesamte Encyclopedia Britannica auswendig gelernt, und ein Medizinstudium gemacht – alles vor meinem zehnten Geburtstag! Und weil ich autistisch bin, heißt das, dass Autismus keine Behinderung ist – sondern dass wir die nächste Stufe der menschlichen Evolution sind!‹

Ob man in dieser Gesellschaft, die Menschen im Autismus-Spektrum vielfältige Barrieren in den Weg stellt, erfolgreich ist (wer definiert Erfolg?) oder nicht, oder ob man (unabhängig davon) bestimmte Fähigkeiten oder Eigenschaften hat oder nicht, sagt nicht über den Wert eines Menschen aus.
Woran liegt es, dass im Kontext von Autistic Pride so oft die Intelligenz, die Fähigkeiten und die Erfolge autistischer Menschen betont werden? Vielleicht steckt dahinter die Vorstellung: Wenn wir dieselben Werte feiern, die die Mainstream-Gesellschaft feiert, dann werden sie uns endlich akzeptieren; wenn wir ihnen zeigen, dass wir dasselbe wollen wie sie, werden sie mit uns reden und wenn wir ihnen zeigen, dass wir ihnen nützlich sein können, werden sie uns nicht ausrotten.
Das ist nicht Autistic Pride. Es mag ein Ziel mancher Autist_innen sein, im Mainstream anzukommen, aber es ist ihr persönliches Ziel und sie sollten nicht Autistic Pride dafür missbrauchen. Ich habe es oben schon geschrieben: Autistic Pride bedeutet, sich selbst zu akzeptieren, und zwar unabhängig davon, ob es andere auch tun.

Disability Pride

Die am stärksten diskriminierte und kulturell stark negativ bewertete Gruppe in unserer Gesellschaft sind Behinderte. Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass gerade Menschen, die in diese Schublade gesteckt werden, sich schwer tun, ein positives Selbstwertgefühl zu entwickeln. Es gibt nur wenige Websites, die sich mit Disability Pride befassen und das, was damit bezeichnet wird, ist keineswegs einheitlich. Amanda Baggs kritisiert Formen von sogenanntem Disability Pride:

›Ich hoffe, das ist nicht noch eine Form von Disability Pride, der auf völlig ableistischen Prinzipien basiert‹, ist ein Gedanke, der mir durch den Kopf geht, wenn mir jegliche Form von ›Disabiliy Pride‹ präsentiert wird. Ich kenne jemanden, der überrascht war zu erfahren, dass unter vielen Rollstuhlnutzern ›Disability Pride‹ tatsächlich eine Variante von ›Zumindest bin ich nicht geistig behindert‹ ist. Als eine, die in mehreren Behinderten-Communitys engagiert ist, weiß ich, dass viele ableistische Versionen von ›Pride‹ haben.

Nur ganz kurz erwähnen will ich hier auch Mad Pride – weitere Informationen dazu gibt es zum Beispiel auf Mindfreedom.org.

Also, was ist nun Autistic Pride?

Autistic Pride bedeutet:

  • Autist_innen sind nicht krank, nicht gestört, nicht defekt. Sie sind genau so in Ordnung, wie sie sind und niemand sollte versuchen, sie zu heilen.
  • Vielfalt ist etwas Gutes.
  • Autistisch zu sein, ist einer Person inhärent; das heißt, man kann die Person und den Autismus nicht trennen (auch nicht gedanklich).

Fußnoten

  1. ?
    Es ist nicht ganz einfach, einen Begriff zu finden, der diese vielfältige und sich wandelnde Bewegung angemessen beschreibt. Gay ist zwar inklusiver als das deutsche Wort schwul, hat dennoch das Problem, dass es Schwule in den Mittelpunkt stellt und Lesben, Transgender, Bi- und Pansexuelle allenfalls mitmeint. Ich möchte hier jedoch nicht auf den Begriff verzichten, weil er zumindest zur damaligen Zeit so verwendet wurde – anstatt alle Labels aufzuzählen, wird heute oft einfach von pride gesprochen, was im Kontext dieses Artikel aber nicht sinnvoll ist. Queer Pride ist ein relativ neuer Begriff, der gleichzeitig neue Bedeutungen mitbringt: Queer ist keine Identitätskategorie, sondern eine heteronormativitätskritische Haltung.
  2. ?
    Paragraph 175 des deutschen Strafgesetzbuchs, der homosexuelle Handlungen unter Strafe stellte, existierte vom 15. Mai 1871 bis zum 10. März 1994. Er existierte jedoch in verschiedenen Versionen, genaueres siehe bei Wikipedia.
  3. ?
    Überbleibsel dieser Pathologisierung ist vor allem die diagnostische Kategorie der ichdystonen Sexualorientierung (F66.1), die teilweise noch verwendet wird, um nicht-heterosexuelle Menschen zu pathologisieren. Auch die Diagnose Geschlechtsidentitätsstörung im Kindes- und Jugendalter wird verwendet, um schwule Kinder zu therapieren.

Zuletzt bearbeitet am 23.04.2023.

Linus Mueller
Linus Mueller, M.A.

Linus Mueller befasst sich seit 20 Jahren mit Autismus. Er hat hat sein Studium an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Magisterarbeit über Autismus und Gender abgeschlossen und in mehreren Autismus-Organisationen gearbeitet, bevor er Autismus-Kultur gründete. Linus ist selbst autistisch und Vater eines fabelhaften Kindes. Mehr über Linus