Wir sind autistisch und das ist gut so.

Eine Umfrage der britischen Autismus-Organisation National Autistic Society (NAS) zeigt, dass mehr als 60 Prozent der autistischen Kinder in der Schule gemobbt werden und mehr als 20 Prozent sagen, dass sie keine Freunde haben. Die Erkenntnisse offenbaren ein beunruhigendes Bild der Isolation, mit der viele Kinder und junge Menschen konfrontiert sind.

Zu ihrem fünfzigsten Geburtstag veröffentlicht die NAS die Ergebnisse ihrer bisher größten Autismus-Umfrage. Die Studie befragte junge Menschen nach ihren Erfahrungen mit Mobbing in der Schule. Von denen, die antworteten, sagten

Mehr als die Hälfte der Kinder sagen, dass sie gern mehr Freunde hätten, als sie haben. Aber der Bericht zeigt die sehr realen Schwierigkeiten, mit denen viele junge autistische Menschen sich konfrontiert sehen, wenn sie versuchen, Beziehungen zu ihren Altersgenossen in der Schule aufzubauen. 78% der jungen autistischen Menschen fanden, dass Leute außerhalb ihrer Familie nicht genug über Autismus wussten, und 10% sagten, dass ihre Freunde hauptsächlich Erwachsene sind.

Der 16-jährige autistische Charlie Gingell wurde jahrelang gemobbt; seinen Höhepunkt erreichte das Mobbing mit einer strafrechtlichen Verfolgung zweier Angreifer wegen Beleidigung und der Androhung von Gewalt.

Charlie erzählt: Bis vor ein paar Wochen hat mich noch nie jemand zu einer Party eingeladen. Es macht mich traurig, dass die Leute meinen Autismus nicht immer verstehen und wie ich mich manchmal fühle.

Als das Mobbing in der Schule wirklich schlimm wurde, versuchte ich, Leuten von meinem Autismus zu erzählen. Ich habe sogar auf einer Schulversammlung darüber gesprochen. Viele Leute verstanden es danach besser und vor kurzem bekam ich meine erste Einladung zu einer Party! Aber ich fühle mich manchmal immer noch allein und die Mobber sind immer noch da draußen. Ich wünschte, mehr Leute in meinem Alter wüssten etwas über Autismus, so wie meine Eltern es tun.

Mark Lever, der Geschäftsführer der NAS, sagte:

Wir wollen ein Schulsystem, dass junge Menschen im Autismus-Spektrum sowohl akademisch als auch emotional unterstützt. Bildungsreformen müssen sicherstellen, dass autistische Kinder die Unterstützung haben, die sie brauchen, um aufzublühen, das Schulleben zu genießen und Zugang zu den gleichen Chancen haben wie andere Kinder. Zwei von drei Kinder sagten uns, dass sie gemobbt wurden – das ist inakzeptabel.

Auf autistische Kinder muss man besonders achten, meint er:

Einem autistischen Kind fällt es vielleicht schwerer, seinen Schmerz und seine Angst auszudrücken. Deshalb müssen wir hart dafür arbeiten, sicherzustellen, dass kein Kind still vor sich hinleidet.

Während die Ergebnisse oft ein düsteres Bild offenbarten, zeigte die Umfrage auch, dass Kinder und Jugendliche im Autismus-Spektrum oft die selben Hoffnungen und Bestrebungen haben wie ihre Altersgenossen. Die jungen Befragten strebten danach Schauspielerinnen, Musiker, Ärztinnen, Köche, Rennfahrerinnen, Fußballspieler für Manchester United und Polizistinnen zu werden. Andere wollten Lego-Baumeister, Fensterputzerinnen, Schrottplatzbesitzer, Autorinnen für Dr. Who und Computerspieldesigner werden. Sie sprachen über ihren Bestrebungen danach, glücklich zu werden, Freunde zu haben und die Berufe zu bekommen, die sie haben wollten.

Diese Ergebnisse stammt aus dem neuen Bericht der britischen National Autistic Society: »The way we are: autism in 2012».

Hier findet ihr weiterführende Informationen zu Mobbing und Tipps, wie man sich dagegen wehren kann.

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ich mit Kind
Linus Müller

Linus Müller ist der Gründer von Autismus-Kultur. Er hilft Menschen im Autismus-Spektrum und ihren Familien, Autismus zu verstehen und ein glückliches Leben im Autismus-Spektrum zu finden – auch wenn das in einer vorwiegend nicht-autistischen Welt nicht immer einfach ist.

Autismus ist seit fast 20 Jahren eines seiner Forschungsinteressen. Sein Studium an der Humboldt-Universität zu Berlin hat er mit einer Magisterarbeit über Autismus und Gender abgeschlossen. Er hat in mehreren Autismus-Organisationen gearbeitet, bevor er Autismus-Kultur gründete. Linus ist auch Vater eines fabelhaften Kindes.

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