Wir sind autistisch und das ist gut so.

Definition: Was ist das Asperger-Syndrom?

Das Asperger-Syndrom ist eine Form von Autismus. Menschen mit Asperger-Syndrom haben Schwierigkeiten in der sozialen Kommunikation und Interaktion sowie andere typische Merkmale von Autismus. Sie haben aber keine Verzögerung der Sprachentwicklung, und ihre Intelligenz ist durchschnittlich bis überdurchschnittlich hoch.

  • Menschen mit Asperger-Syndrom finden den Kontakt mit anderen Leuten und den Aufbau von Beziehungen schwierig.
  • Sie haben gute sprachliche Fähigkeiten, haben aber oft Schwierigkeiten mit den sozialen Aspekten der Kommunikation.
  • Oft verarbeiten sie Sinnesreize anders
  • Oft haben sie intensive (manchmal sehr spezielle) Interessen und ein Bedürfnis nach Beständigkeit und Vorhersagbarkeit.

Asperger-Syndrom im Überblick

Symptome: Kennzeichnend für das Asperger-Syndrom sind Schwierigkeiten in der sozialen Kommunikation und Interaktion sowie im sozialen Verständnis, außerdem intensive, manchmal sehr spezifische Interessen. Viele Asperger sind über- oder unterempfindlich gegenüber sensorischen Reizen und haben motorische Auffälligkeiten und ein Bedürfnis nach Beständigkeit.

Diagnose: Das Asperger-Syndrom gehört inzwischen diagnostisch zur »Autismus-Spektrum-Störung«. Es ist zum größten Teil eine »unsichtbare Behinderung«. Das heißt, dass man von der äußeren Erscheinung her nicht sagen kann, ob jemand Asperger hat. Die Diagnose wird mittels der Beobachtung von Verhaltensweisen bzw. Befragungen gestellt. Sie kann sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern ab dem dritten Lebensjahr gestellt werden. Es gibt viele undiagnostizierte Asperger-Kinder und -Erwachsene.

Häufigkeit: Ca. 1-3 % der Bevölkerung ist autistisch. Die Mehrheit davon (ca. 75 %) fallen in die Kategorie Asperger-Autismus.

Ursachen: Das Asperger-Syndrom hat hauptsächlich genetische Ursachen. Es gibt auch einige (unbekannte) Umweltfaktoren. Wie auch andere Formen von Autismus ist das Asperger-Syndrom neurologisch bedingt. Aus medizinischer Sicht gilt es als Entwicklungsstörung.

Therapien und Herangehensweisen: Das Asperger-Syndrom ist nicht »heilbar« und die meisten Aspies würden auch nicht keine »Heilung« wollen. Therapien können helfen, Fähigkeiten zu erlernen, zum Beispiel Soziales Kompetenztraining, Ergotherapie oder sensorische Integrationstherapie. Treffen mit anderen Aspergern in Selbsthilfegruppen oder Freizeitgruppen sind oft hilfreich.

Prognose: Das Asperger-Syndrom ist angeboren und bleibt ein Leben lang bestehen. Viele Asperger leben als Erwachsene ohne Unterstützung, bräuchten aber eigentlich zumindest teilweise oder in bestimmten Lebensphasen Unterstützung. Wichtig zu wissen ist, dass sie ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben führen können.

Asperger-Syndrom: Symptome

Viele Asperger-Autist*innen und auch einige Wissenschaftler*innen sehen das Asperger-Syndrom nicht als Störung, sondern als normalen Teil der neurologischen Vielfalt der Menschheit (Neurodiversität).

Menschen mit Asperger-Syndrom werden auch Asperger oder Aspies genannt. Ein anderes Wort für Asperger-Syndrom ist Asperger-Autismus.

„Das Asperger-Syndrom war wahrscheinlich über die ganze Evolutionsgeschichte hinweg eine wichtige und wertvolle Eigenschaft unserer Spezies.“

Tony Attwood

Was ist der Unterschied zwischen Autismus und Asperger?

Der wesentliche Unterschied zwischen Autismus und Asperger-Syndrom ist, dass Menschen mit Asperger-Autismus keine Verzögerung der Sprachentwicklung haben. Zudem haben Menschen mit Asperger-Autismus keine kognitive Behinderung, während einige andere autistische Menschen (aber nicht alle) diese haben.

Diese Unterschiede wurden durch die (alten) diagnostischen Kriterien konstruiert. Autismus und Asperger-Syndrom sind beide Teil des Autismus-Spektrums und gehen ineinander über.

Inzwischen wurden die diagnostischen Kriterien jedoch verändert: Sowohl Autismus als auch das Asperger-Syndrom sind jetzt Teil der Diagnose »Autismus-Spektrum-Störung».

Den Begriff Asperger-Syndrom prägte 1981 die britische Autismus-Forscherin Lorna Wing. Sie benannte diesen Teil des Autismus-Spektrums nach Hans Asperger, einem österreichischen Kinderarzt, der das Syndrom 1944 beschrieb.

Lorna Wing sah bei Menschen im Autismus-Spektrum eine Triade der Beeinträchtigungen, nämlich Beeinträchtigungen der sozialen Kommunikation, der sozialen Interaktion, und im sozialen Verständnis.

Autismus-Spektrum: Beeinträchtigungen der sozialen Kommunikation, der sozialen Interaktion, und im sozialen Verständnis

Das sehen wir uns jetzt näher an.

Asperger-Syndrom: Symptome

Autismus ist nicht einfach zu erkennen, und die Merkmale des Asperger-Syndroms sind oft weniger stark ausgeprägt.

Was also sind die typischen Besonderheiten des Asperger-Syndroms?

Schwierigkeiten in der sozialen Kommunikation

Ein Gespräch zu verstehen, ist wie eine Fremdsprache zu entziffern, wenn du Asperger-Syndrom hast.

Marina

Asperger-Autist*innen finden es oft schwierig, die sozialen und emotionalen Aspekte eines Gesprächs zu verstehen, und sich selbst diesbezüglich auszudrücken.

Ein wesentlicher Aspekt davon ist nonverbale Kommunikation.

Nonverbale und paraverbale Kommunikation

Menschen mit Asperger-Syndrom haben Schwierigkeiten, nonverbale und paraverbale Kommunikation zu interpretieren und selbst zur Kommunikation zu nutzen.

Was ist das?

  • Nonverbale Kommunikation bezieht sich auf Körpersprache, z. B. Gesichtsausdruck, Gesten, Körperhaltung und Abstand zu anderen Leuten.
  • Paraverbale Kommunikation meint z. B. den Tonfall, die Sprachmelodie und die Lautstärke.

Was sind typische Symptome?

  • Blickkontakt finden sie oft unangenehm oder ablenkend.
  • Sie verstehen soziale Signale nicht gut, z. B. Anzeichen von Interesse oder Desinteresse beim Gegenüber.
  • Sie sprechen vielleicht in einem eher monotonen Tonfall.
  • Sie sprechen vielleicht regelmäßig zu laut oder zu leise.
  • Vielleicht fällt es ihnen schwer, einzuschätzen, wie viel Abstand sie zu ihrem Gegenüber halten sollten.
  • Oft zeigen sie selbst wenig Mimik und verwenden wenig Gestik.

Sprache

Asperger-Kinder fangen im üblichen Alter oder sogar früher an zu sprechen. Sprache ist oft eine ihrer Stärken, häufig haben sie ein großes Vokabular und gute Grammatik. Aber sie haben einige Auffälligkeiten in ihrer sprachlichen Kommunikation:

  • Sie haben Schwierigkeiten, »zwischen den Zeilen zu lesen«, also das zu verstehen, was nicht direkt gesagt, sondern nur angedeutet wird.
  • Ihre Sprache ist vielleicht zu formell oder anderweitig nicht zur Situation passend.
  • Kinder verwenden vielleicht komplexe Wörter oder Sätze, verstehen aber vielleicht nicht vollständig, was sie bedeuten.
  • Sie interpretieren Sprache eher wörtlich und verstehen Anspielungen vielleicht nicht. Manche Aspies finden es schwierig, Ironie, Witze, Metaphern oder Sarkasmus zu verstehen. Wenn ein Asperger hört, dass jemand »Haare auf den Zähnen hat«, fragt er sich vielleicht, wie es biologisch möglich ist, dass Haare auf den Zähnen wachsen.

Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion

Ich weiß nicht genau, wie ich mit anderen Leuten umgehen soll. Das Kennenlernen ist wie ein Tanz, zu dem ich die Musik nicht höre.

Tom

Viele Asperger-Autist*innen hätten gern mehr Freunde und Bekannte, finden es aber schwierig, soziale Beziehungen zu initiieren und zu pflegen.

Zum Beispiel:

  • Sie haben Schwierigkeiten, ein wechselseitiges Gespräch zu führen. Manche reden sehr viel und halten ganze Vorträge über ihre Lieblingsthemen, andere reden sehr wenig.
  • Sie wissen oft nicht, wie man ein Gespräch beginnt oder beendet, welche Themen angemessen sind und wie man das Thema wechselt.
  • Wegen dem mangelnden Blickkontakt und der reduzierten Körpersprache wirken möglicherweise distanziert, desinteressiert, abweisend, gefühllos oder schüchtern, obwohl sie vielleicht interessiert zuhören und gern Kontakt aufnehmen würden.
  • Sie neigen dazu, sehr ehrlich und direkt zu sein, was auf andere unangemessen oder unhöflich wirken kann.
  • Sie verstehen die »ungeschriebenen Regeln« nicht, die die meisten nicht-autistischen Menschen verstehen, ohne je darüber nachzudenken.
  • Sie finden es häufig schwierig, Kontakt zu anderen Leuten auf eine sozial übliche Art aufzunehmen.
  • Sie passen ihr Verhalten vielleicht nicht an unterschiedliche soziale Kontexten an (z. B. formell/informell).
  • Sie tun sich schwer, eine soziale Interaktion so zu gestalten, dass sie damit ein bestimmtes Ziel erreichen (z.B. sich bei einem Vorstellungsgespräch gut zu präsentieren).
  • Asperger-Kindern fällt es oft schwer, mit Gleichaltrigen zu interagieren, wenn sie keine gemeinsamen Interessen haben.
  • Sie finden es schwierig, Freundschaften zu schließen und aufzubauen.
  • Manche ziehen sich aufgrund dieser Schwierigkeiten zurück und vermeiden Kontakte mit anderen Leuten weitgehend.

„Für das übliche Hin- und Her eines Gespräches hatte ich kein Gefühl. Am einfachsten wäre es gewesen, wenn ich gleich hätte sagen dürfen, was ich zu sagen hatte und der andere anschließend gesprochen hätte. Dieses Vor- und Zurückspringen, diese Bemühung darum, eine Bemerkung an der richtigen Stelle unterzubringen, das war schwierig und ermüdend.“

Gunilla Gerland

Viele Menschen mit Asperger-Syndrom finden es einfacher, mit anderen Aspergern zu interagieren als mit nicht-autistischen Menschen.

Zwei Asperger-Kinder teilen ein Tablet.
Zwei Asperger-Jungen teilen ein Tablet.

Schwierigkeiten im sozialen Verständnis

  • Menschen mit Asperger-Autismus finden das Verhalten anderer Leute häufig unvorhersehbar und verwirrend.
  • Sie finden es schwierig, vorherzusagen, was (in sozialen Situationen) als Nächstes passieren wird, oder was bei einer Situation herauskommen könnte – auch wenn das allen anderen schon längst klar ist.
  • Sie finden es schwierig, die Gedanken, Gefühle oder Handlungen anderer Personen einzuschätzen oder zu interpretieren. Diese subtilen Botschaften werden oft durch Gesichtsausdrücke, Körpersprache oder Tonfall vermittelt – was Menschen mit Asperger-Syndrom meist nicht verstehen.
  • Sie finden es schwierig, sich vorzustellen, wie es anderen gerade geht, wie viel sie über ein Thema wissen oder ob überhaupt daran interessiert sind. Zum Beispiel hält eine Jugendliche mit Asperger-Syndrom einen langen Monolog über ihr Lieblingsthema Astrophysik und denkt nicht daran, dass ihre Mitschülerinnen das Thema vielleicht nicht ganz so interessant finden wie sie.
  • Manche Kinder mit Asperger-Syndrom finden es schwierig, »So-tun-als-ob«-Spiele zu spielen und ziehen Spiele vor, die eine logische und systematische Grundlage haben, wie zum Beispiel Puzzles oder Logik-Rätsel.

Empathie und Emotionen

Menschen mit Asperger-Syndrom wird oft mangelnde Empathie vorgeworfen. Sie haben Schwierigkeiten, sich in andere hineinzuversetzen – oder?

Können Asperger empathisch sein?

Asperger können empathisch sein, aber es fällt ihnen viel leichter, sich in andere autistische Menschen hineinzuversetzen als in nicht-autistische. Und umgekehrt haben nicht-autistische Menschen Probleme, sich in autistische Menschen hineinzuversetzen. Dies nennt man »Double-Empathy-Theory«, geprägt von Damian Milton.

Milton ist ein Autismus-Forscher, bei dem selbst das Asperger-Syndrom diagnostiziert wurde.

Das Problem der mangelnden Empathie ist also ein gegenseitiges. Allen Menschen fällt es leichter, sich in andere Personen hineinzuversetzen, wenn diese ihnen ähnlich sind.

Viel zu oft werde ich gefragt, ob Asperger Gefühle haben. Ja, Asperger haben Gefühle wie andere Leute auch. Wir sind keine Roboter.

Können Asperger Gefühle zeigen?

Menschen mit Asperger-Syndrom können ihre Gefühle zeigen, drücken sie aber oft eine andere Art aus als nicht-autistische Personen. Sie haben Schwierigkeiten mit nonverbaler Kommunikation wie z. B. Mimik oder Blickkontakt und drücken ihre Gefühle eher verbal, durch Taten oder auf eine ganze eigene Art aus.

Einige haben Schwierigkeiten, ihre eigenen Gefühle zu erkennen und zu interpretieren – das nennt man Alexithymie.

Vater und Sohn umarmen sich.

Wahrnehmungsverarbeitung

Menschen mit Asperger-Autismus unterscheiden sich auch in ihrer Verarbeitung sensorischer Reize.

Der Grad und die Art der sensorischen Besonderheiten sind von Person zu Person unterschiedlich. Eine Wahrnehmung kann intensiver als normal wahrgenommen werden (Hypersensitivität) oder schwächer (Hyposensitivität).

Diese Besonderheiten in der Wahrnehmungsverarbeitung können in einem einzigen oder in allen Sinnen auftreten.

Beispiele dafür sind:

  • Geräuschempfindlichkeit: Lärm oder auch nur ganz bestimmte Geräusche werden als unangenehm, schmerzhaft oder sensorisch überlastend empfunden.
  • Lichtempfindlichkeit: Manche reagieren empfindlich auf Neonlampen oder grelles Sonnenlicht.
  • Über- oder Unterempfindlichkeit gegenüber Berührung: Manche Menschen mit Asperger-Autismus mögen keine leichten Umarmungen, empfinden aber festen Druck als angenehm.

Diese Unterschiede in der Wahrnehmungsverarbeitung können in einer reizintensiven Umgebung zu Reizüberlastung bis hin zu sogenannten Meltdowns oder Shutdowns führen.

Asperger-Junge mit geräuschdämmenden Kopfhörern

Motorik

Menschen mit sensorischen Unterschieden haben oft auch gewisse motorische Probleme. Wir haben nämlich einen Sinn, der uns wissen lässt, wo im Raum unser Körper sich befindet und welche Lage wir einnehmen. Er heißt »Propriozeption«.

Bei Menschen mit Asperger-Autismus ist dieser Sinn oft unterentwickelt, was zu motorischen Koordinationsproblemen und Einschränkungen bei der Feinmotorik führt.

Wenn man Probleme mit der Propriozeption hat, ist es schwierig,

  • durch einen Raum voller Hindernisse zu gehen, ohne anzustoßen,
  • einen angemessenen Abstand zu anderen Menschen einzuhalten,
  • eine ordentliche Handschrift zu haben, oder
  • Sportarten auszuüben, die viel Koordination erfordern.

Viele Asperger-Kinder haben zum Beispiel Probleme beim Schreiben oder Schuhe binden, was für das Umfeld oft unverständlich ist.

Asperger-Feinmotorik: Junge schreibt seine Hausaufgaben

Als Kleinkinder haben sie oft eine leicht verzögerte motorische Entwicklung, die allerdings im normalen Rahmen liegt: Zum Beispiel lernen Asperger-Kinder verglichen mit anderen Kindern einen Monat später zu laufen.

Die motorischen Probleme des Asperger-Syndroms können fast unmerklich sein, oder aber eine Dyspraxie-Diagnose rechtfertigen.

Intensive Interessen

„Ich habe Asperger-Syndrom, aber ich komme damit klar. Eines meiner Symptome war meine Leidenschaft für Geister und Polizei – ich habe zum Beispiel immer ein Polizeiabzeichen mit mir herumgetragen. Ich war ganz besessen von Hans Holzer, dem großartigsten Geisterjäger aller Zeiten. So entstand die Idee für meinen Film Ghostbusters.“

Dan Aykroyd

Viele Asperger-Kinder und Erwachsene haben intensive, manchmal sehr spezielle Interessengebiete. Manchmal werden diese Interessen auch Spezialinteressen genannt.

  • Die Interessen können sich im Laufe des Lebens verändern oder immer gleich bleiben.
  • Die Themen können ungewöhnlich oder sehr üblich sein, zum Beispiel Pferde, Pokémon, französische Literatur des 18. Jahrhunderts, Busse, Computer oder mittelalterliches Textilhandwerk.

Es ist wichtig, dass Eltern diese Interessen unterstützen. Auch wenn sie für andere Menschen schwer nachvollziehbar sein können, sind sie für das Kind sehr wertvoll:

  • Die Interessen bieten Raum zur Entspannung.
  • Sie ermöglichen es dem Kind, Fähigkeiten in einem bestimmten Bereich zu entwickeln.
  • Sie können beim Umgang mit Stress und Reizüberflutung helfen.
  • Das Wissen, auf einem Gebiet umfassende Kenntnisse zu haben, kann das Selbstwertgefühl steigern.

Und manche Asperger verändern damit ein Stück weit die Welt: Greta Thunbergs intensives Interesse an der Klimakrise führte zu einer globalen Bewegung für Klimaschutz.

Manche andere Asperger machen wissenschaftliche Entdeckungen auf ihrem Gebiet, oder leisten einen Beitrag zu Kunst und Kultur.

Nicht umsonst sagte Hans Asperger:
„Es scheint uns, als wäre für gewisse wissenschaftliche oder künstlerische Höchstleistungen ein Schuss ´Autismus´ geradezu notwendig.“

Auch andere Autismus-Symptome wie Stimming oder »nonfunktionale« Verhaltensweisen sind möglich.

Schwierigkeiten mit Veränderungen

Menschen mit Asperger-Syndrom haben oft ein Bedürfnis nach Beständigkeit, Routine und Struktur. Veränderungen, selbst kleine Änderungen im Tagesablauf oder in der Umgebung, können Stress auslösen und zu Überforderung führen.

Eine Veränderung kann zum Beispiel ein neuer Lehrer, ein neuer Arbeitsplatz oder eine unerwartete Planänderung sein. Es kann auch schwierig sein, mit unvorhergesehenen Ereignissen wie einem Unwetter oder einer Verkehrsstörung umzugehen.

Stell dir vor, du würdest in einem Imbiss arbeiten. Es gibt fünf Bestellungen, du denkst dir durch, in welcher Reihenfolge du sie zubereitest. Dann gibt es ein paar kleine Änderungen: Die Currywurst soll nicht mit Brötchen, sondern mit Pommes und Salat serviert werden, und jemand will lieber Tee statt Kaffee.

Nicht-autistische Menschen können solche Änderungen meist schnell und flexibel in ihren Plan einbauen. Asperger müssen in der Regel ihren ganzen Plan noch einmal von vorne aufbauen, was Zeit und Energie braucht.

Ähnliches gilt, wenn ein Asperger-Schüler einen neuen Lehrer vor sich hat, oder ein Pendler wegen einer Verkehrssperrung seinen Heimweg neu planen muss: Der ganze Plan für »Schule« oder »Heimweg« muss von Grund auf neu aufgebaut werden.

Exekutive Dysfunktion

Menschen mit Asperger-Autismus haben teilweise Schwierigkeiten mit exekutiven Funktionen. Das nennt man exekutive Dysfunktion.

Exekutive Funktionen sind geistige Prozesse, die uns helfen, unsere Handlungen zu planen, zu organisieren und auszuführen.

Einige der exekutiven Funktionen, die beeinträchtigt sein können, sind:

  • Planung und Organisation: Manche Asperger haben Schwierigkeiten haben, ihre Zeit effektiv zu planen und ihren Alltag zu organisieren. Möglicherweise haben sie Schwierigkeiten, Prioritäten zu setzen und ihre Zeit effizient zu nutzen.
  • Arbeitsgedächtnis: Menschen mit Asperger-Syndrom haben möglicherweise Schwierigkeiten, Informationen im Kurzzeitgedächtnis zu behalten und gleichzeitig eine andere Aufgabe auszuführen.
  • Flexibilität: Wie schon erwähnt, haben Menschen mit Asperger-Syndrom häufig Schwierigkeiten, sich an Veränderungen oder unvorhergesehene Ereignisse anzupassen. Sie haben möglicherweise auch Schwierigkeiten, ihre Sichtweise auf ein Thema zu ändern oder eine neue Strategie zu entwickeln, wenn eine Situation danach verlangt.

Insgesamt gilt bezüglich der Merkmale des Asperger-Syndroms:
Autistische Verhaltensweisen und Besonderheiten können leicht oder stark ausgeprägt sein. Das Autismus-Spektrum ist aber nicht linear – es ist möglich, dass die Merkmale in einem Bereich stark, in einem anderen nur leicht ausgeprägt sind.

Intelligenz

Die Diagnose Asperger-Syndrom legt fest, dass die Intelligenz im durchschnittlichen oder auch überdurchschnittlichen Bereich sein muss. In der Regel meint man damit einen IQ von 80 oder mehr.

Bei Menschen mit Asperger-Syndrom beobachtet man häufig ein »unebenes« Intelligenzprofil: Sie haben ausgeprägte Stärken und Fähigkeiten in einigen Bereichen und deutliche Schwächen in anderen. Zum Beispiel kann die verbale Intelligenz deutlich höher sein als die nonverbale.

Sind Asperger hochbegabt?

Einige Menschen mit Asperger-Syndrom sind hochintelligent oder haben herausragende Begabungen in einem bestimmten Bereich, aber bei weitem nicht alle. Die kognitiven Fähigkeiten von Menschen mit Asperger-Syndrom unterscheiden sich stark. Viele liegen mit ihrer Intelligenz und ihren Begabungen im normalen Bereich.

Stärken beim Asperger-Syndrom

„Nein, Autismus ist keine ‚Begabung‘. Für die meisten ist es ein endloser Kampf in der Schule, am Arbeitsplatz und gegen Mobbing. Aber unter den richtigen Umständen und mit den richtigen Anpassungen, KANN es eine Superkraft sein.“

Greta Thunberg

Asperger-Autismus ist durch seine Schwächen und Schwierigkeiten definiert. Aber Asperger haben auch viele Stärken.

Carol Gray und Tony Attwood stellten die Frage: Was wäre, wenn das Asperger-Syndrom anhand seiner Stärken definiert wäre? Was würde sich ändern? Die Antwort kannst du in ihrem Text »Die Entdeckung von Aspie« lesen.

„Ich sehe Menschen mit Asperger-Syndrom als einen leuchtenden Faden im Wandteppich des Lebens.“

Tony Attwood

Ich finde es wichtig, die Stärken autistischer Menschen zu sehen – aber ich finde es auch wichtig, sich daran zu erinnern, dass alle Menschen wertvoll sind, unabhängig von ihren Stärken und Schwächen.

Du musst nicht die Zahl Pi bis auf die zigtausendeste Kommastelle aufsagen können, um ein wertvoller Mensch zu sein. Du bist es schon.

Hier kannst du mehr erfahren über das

Asperger-Syndrom: Ursachen

Die Ursachen des Asperger-Syndroms sind nicht im Detail bekannt. Man weiß, dass genetische Ursachen die Hauptrolle spielen, und Umweltfaktoren wahrscheinlich in Kombination mit diesen wirken. Zahlreiche Gene werden mit Asperger-Syndrom assoziiert, die konkreten Umweltfaktoren sind unbekannt.

Als mögliche Umweltfaktoren diskutiert werden zum Beispiel

  • Infektionen während der Schwangerschaft,
  • bestimmte Komplikationen während der Schwangerschaft, einschließlich Präeklampsie und Schwangerschaftsdiabetes,
  • Ernährung oder Medikamente während der Schwangerschaft
    Luftqualität während der Schwangerschaft,
  • bestimmte Komplikationen bei der Geburt,
  • Frühgeburtlichkeit, und
  • fortgeschrittenes Alter der Eltern.

Bisher konnte keiner dieser Faktoren tatsächlich bewiesen werden.

Studien deuten darauf hin, dass die Entwicklung von Autismus und Asperger-Syndrom auf neurologischer Basis bereits während der Schwangerschaft beginnt.

Weitere Informationen über die Ursachen von Asperger/Autismus.

Asperger-Syndrom: Online-Test

Der Autismus-Quotient-Test (AQ) kann eine erste Einschätzung geben, ob eine Asperger-Diagnose wahrscheinlich ist. Hier findest du den Asperger-Test online.

Der Test ist keinesfalls dazu gedacht, eine Diagnostik zu ersetzen.

Asperger-Syndrom: Diagnose

Autismus und Asperger-Syndrom in ICD und DSM

Es gibt keine Biomarker, keine Gen- oder Bluttest zur Diagnostik des Asperger-Syndroms. Die Diagnose wird anhand des Verhaltens gestellt.

Dafür wurden Diagnosekriterien entwickelt – offizielle für die beiden gängigen Diagnosehandbücher ICD und DSM, und inoffizielle einzelner Forscher*innen wie die Gillberg-Kriterien. Diese Diagnosekriterien listen Verhaltensweisen, die auf Asperger hindeuten.

Die Diagnose Asperger-Syndrom war in der Ausgabe ICD-10 unter der Kennnummer F84.5 zu finden. In der neuen Ausgabe ICD-11 wurden der frühkindliche Autismus, der atypische Autismus und das Asperger-Syndrom zur »Autismus-Spektrum-Störung« zusammengefasst.

Im DSM-5 wurde die Asperger-Diagnose bereits einige Jahre früher in die Autismus-Spektrum-Störung inkludiert.

Der Grund für diese Änderung war, dass Autist*innen zu vielfältig sind, um sich säuberlich in drei Kategorien einsortiert zu werden. Gleichzeitig konnten hochfunktionaler Autismus (HFA) und das Asperger-Syndrom nicht sinnvoll voneinander abgegrenzt werden.

Hier findest du die

Diagnostik

Die Diagnostik des Asperger-Syndroms umfasst üblicherweise Befragungen, auch in Form standardisierter Fragebögen, sowie Beobachtung des Verhaltens. Manchmal werden im Rahmen der Diagnostik auch weitere Test und Untersuchungen durchgeführt, zum Beispiel ein IQ-Test, eine MRT- oder EEG-Untersuchung. Diese und weitere Untersuchungen können der Differenzialdiagnostik dienen.

Der ADOS und der ADI-R gelten als der »Goldstandard« der Autismus-Diagnostik. Perfekt ist jedoch kein diagnostisches Tool, und die Ergebnisse müssen immer interpretiert werden.

Hier kannst du mehr über den Ablauf der Diagnostik erfahren.

Asperger-Diagnose bei Kindern

Bis zum dritten Lebensjahr sind Asperger-Kinder meist weitgehend unauffällig, ihre Besonderheiten sind kaum wahrnehmbar.

Erst im weiteren Verlauf der Kindheit sind die Symptome zu erkennen.

Asperger-Diagnose bei Kindern: Ein Junge, seine Mutter und eine Psychotherapeutin bei der Diagnostik

Asperger-Diagnose im Erwachsenenalter

Kann Asperger unentdeckt bleiben?

Viele Menschen mit Asperger-Syndrom erhalten ihre Diagnose erst im Erwachsenenalter. Das Asperger-Syndrom ist schwer zu erkennen und die Auffälligkeiten nicht unmittelbar sichtbar.

Noch vor 20 Jahren gab es wenig öffentliches Bewusstsein für die spezifischen Asperger-Probleme, und die Diagnose wurde kaum gestellt.

Erwachsene, die zur Asperger-Diagnostik kommen, haben oft eine lange Leidensgeschichte des Missverstandenwerdens und des Lebens am Rand der Gesellschaft. Diese Erfahrungen hinterlassen Spuren in der Interaktion und im Verhalten, und auch nicht-autistische Menschen machen solche Erfahrungen.

Es ist deshalb oft sehr schwierig, diagnostisch zu unterscheiden, ob die Symptome dem Asperger-Syndrom zuzuordnen sind, oder ob es sich um eine psychische Störung handelt. Eine gute Differenzialdiagnose ist bei Erwachsenen besonders wichtig; besonders Persönlichkeitsstörungen müssen klar abgegrenzt werden.

Wesentlich für die Asperger-Diagnose ist unter anderem, dass die Symptome bereits seit der Kindheit bestehen, und dafür gibt es bei Erwachsenen meist nur noch Erinnerungen. Die frühe Entwicklung ist deshalb nur noch eingeschränkt auswertbar.

Hier erfährst du mehr über die Asperger-Diagnose im Erwachsenenalter.

Mögliche Co-Diagnosen

Durch ihre schwierige Lebenssituation entwickeln Menschen mit Asperger-Autismus überdurchschnittlich häufig psychische Krankheiten. Darunter sind Depression, Angststörung und Zwangsstörung häufig.

Bei Betroffenen muss die psychische Störung behandelt werden, und bei der Behandlung muss berücksichtigt werden, dass sie Asperger sind, und anders kommunizieren.

Tatsächlich werden psychische Störungen wie Depressionen bei Asperger oft übersehen, weil die Betroffenen ihre Probleme sachlich und ohne emotionale Färbung der Stimme schildern. Psychotherapeut*innen nehmen oft an, dass es nicht so schlimm sein kann, wenn der Betroffene nicht merklich verzweifelt klingt.

Eine andere Diagnose, die oft zusammen mit dem Asperger-Syndrom vorkommt, ist ADHS.

Ebenfalls häufig, und oft wenig beachtet, sind Schlafstörungen. Dazu zählen verzögertes Einschlafen, Schwierigkeiten beim Durchschlafen, und frühes Erwachen.

Hier kannst du mehr erfahren über Co-Diagnosen, die oft zusammen mit Autismus-Spektrums-Diagnosen gestellt werden.

Asperger-Syndrom: Therapie und Behandlung

Kann Asperger geheilt werden?

Das Asperger-Syndrom kann nicht geheilt werden, ist aber auch keine Erkrankung. Es ist eine neurologisch bedingte Behinderung. Es gibt aber mehrere Therapien, die Menschen mit Asperger-Syndrom helfen, neue Fähigkeiten zu lernen und mit Schwierigkeiten besser zurechtzukommen. Auch Selbsthilfegruppen sind oft hilfreich.

Welche Therapie geeignet ist, hängt von den individuellen Problemen ab und muss in Einzelfall entschieden werden.

Soziales Kompetenztraining kann helfen, soziale Erwartungen besser zu verstehen und Wege zu finden, mit sozialen Situationen umzugehen. Soziales Kompetenztraining kann bei Kinder und bei Erwachsenen angewandt werden.

Psychotherapie kann helfen, mit psychischen Erkrankungen umzugehen, Strategien für den Umgang mit Stress und schwierigen Lebenssituationen zu entwickeln und mehr Resilienz aufzubauen. Tony Attwood empfiehlt Kognitive Verhaltenstherapie gegen Depressionen bei Kindern und Erwachsenen mit Asperger-Syndrom. Die Behandlung psychischer Krankheiten und Störungen ist wichtig und wird oft unterschätzt.

Ergotherapie kann bei sensomotorischen Problemen helfen, z.B. mit der Koordination oder Feinmotorik, oder im Rahmen einer sensorischen Integrationstherapie. Im Rahmen einer Ergotherapie können auch lebenspraktische Fähigkeiten eingeübt werden.

Der TEACCH-Ansatz kann Asperger-Kindern eine klare Struktur geben. Er ist hilfreich für Kinder, die eher visuell orientiert sind und müsste für andere möglicherweise angepasst werden.

Medikamente: Es gibt keine Medikamente gegen das Asperger-Syndrom. Manchmal bekommen Menschen mit Asperger-Syndrom aber Medikamente gegen andere Probleme, zum Beispiel psychische Krankheiten. Dazu gehöre zum Beispiel Antidepressiva, Antipsychotika und Anxiolytika. Die Wirkung muss aufmerksam beobachtet werden, weil Psychopharmaka bei Menschen im Autismus-Spektrum manchmal stärker oder weniger stark wirken können, oder mehr Nebenwirkungen haben können.

Elterntraining: Elternkurse können Eltern und anderen Bezugspersonen helfen, ihr Asperger-Kind besser zu verstehen. Das kann extrem hilfreich sein. Leider haben die Elterntrainings sehr unterschiedliche Qualität und manche zielen darauf, Asperger-Kinder zur Anpassung zu zwingen, was psychische Probleme zur Folge haben kann.

Selbsthilfegruppen: Der Austausch in Selbsthilfegruppen ist für viele Menschen mit Asperger-Syndrom sehr wertvoll. Es tut gut, mit anderen Menschen zu sprechen, die die Welt ähnlich erfahren. Für Kinder können Asperger-Freizeitgruppen eine gute Möglichkeit sein, andere Kinder kennenzulernen, die ebenfalls im Autismus-Spektrum sind.

Asperger-Syndrom: Verlauf und Prognose

Aus Asperger-Kindern werden Asperger-Erwachsene. Die Prognose für Asperger-Kinder hängt stark vom individuellen Funktionsgrad und dem Zugang zu geeigneter Unterstützung ab. Autistische Menschen können auch im Erwachsenenalter noch eine bemerkenswerte persönliche Entwicklung durchlaufen.

Viele Asperger lernen, ihre Schwächen zu verstecken und sich weitgehend unauffällig zu verhalten. Das kann in vielen Situationen hilfreich sein, kann aber auch zu psychischen Störungen und Erkrankungen führen, wenn der Fokus zu sehr darauf liegt.

Menschen mit Asperger-Syndrom können ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben leben. Viele haben jedoch im Erwachsenenalter Probleme im Arbeitsleben, sozialen Beziehungen und anderen Bereichen.

Können Asperger Autisten alleine leben?

Viele Asperger Autisten leben im Erwachsenenalter alleine. Manche sind komplett selbständig, während andere weiterhin Unterstützung im Alltag benötigen. Andere Menschen mit Asperger-Syndrom leben in unterstützten Wohnformen, z. B. Wohngruppen oder Asperger-WGs. Manche leben noch lange bei ihren Eltern.

Für Asperger, die Unterstützung brauchen, um die Fähigkeiten zu lernen, die man braucht, um alleine zu leben, gibt es zu z. B. Wohntrainings und andere Formen der Unterstützung.

Kann Asperger erst im Erwachsenenalter auftreten?

Das Asperger-Syndrom ist angeboren und ist frühestens ab dem dritten Lebensjahr, in jedem Fall aber im Verlauf der Kindheit prinzipiell erkennbar. Es ist häufig, dass die Diagnose erst im Erwachsenenalter gestellt wird, die Symptome müssen dafür aber bereits in der Kindheit vorhanden gewesen sein.

Sollten die Symptome im Erwachsenenalter erstmals auftreten, ist es wahrscheinlicher, dass es sich um eine Persönlichkeitsstörung oder eine andere psychische Störung handelt.

Leben mit Asperger-Syndrom

Schule

Kinder mit Asperger-Syndrom besuchen meist Regelschulen. Sie haben trotz ihrer Intelligenz oft zahlreiche Schwierigkeiten in der Schule:

  • Die Interaktion mit anderen Schüler*innen ist eine Herausforderung.
  • Asperger-Kinder haben Schwierigkeiten, Freundschaften aufzubauen.
  • Sie werden überdurchschnittlich häufig gemobbt.
  • Sie haben oft Schwierigkeiten mit unstrukturierten Zeiten wie Pausen.
  • Schulen sind oft eine reizintensive Umgebung, und Schüler*innen mit erhöhter sensorischer Empfindlichkeit bereitet das oft große Probleme.
  • Einige Asperger-Kinder haben auch Schwierigkeiten mit exekutiver Dysfunktion, was die Organisation von selbständigem Lernen und anderen schulischen Aspekten erschwert.

Leider wird echte Inklusion im deutschen Bildungssystem nur unzureichend umgesetzt. Asperger-Kinder haben jedoch bei Bedarf Anspruch auf Nachteilsausgleich und auf eine Inklusionsassistenz (»Schulbegleitung«).

Asperger-Kinder: Inklusion in der Schule

Arbeit und Beruf

Menschen mit Asperger-Syndrom haben im Arbeitsleben zahlreiche Probleme:

  • Sie haben Schwierigkeiten, in Vorstellungsgesprächen überzeugend aufzutreten.
  • Sie haben Schwierigkeiten, mit Kund*innen, Kolleg*innen und Vorgesetzten zu interagieren.
  • Großraumbüros und viele andere Arbeitsumgebungen können sensorisch überfordernd sein.
  • Es kann Aspergern schwerfallen, einzuschätzen, nonverbale Hinweise, unausgesprochene Erwartungen oder andere indirekte Kommunikation zu verstehen.
  • Auch exekutive Dysfunktion kann ein Problem sein.

Es gibt Möglichkeiten der Berufsausbildung in einem geschützten Rahmen, z. B. in Berufsbildungswerken. Manche Arbeitgeber*innen sind bereit zu Anpassungen des Arbeitsplatzes.

Insgesamt gibt es in Deutschland jedoch zu wenig Unterstützung für die berufliche Integration von Menschen mit Asperger-Syndrom.

Eine Häufigkeit von 1 bis 2 % entspricht ca. 0,8 bis 1,7 Millionen Kindern und Erwachsenen mit Asperger-Syndrom in Deutschland.

Das Asperger-Syndrom ist keinesfalls selten, aber geeignete Unterstützung ist rar, für Erwachsene noch mehr als für Kinder.

Gesundheit von Menschen mit Asperger-Syndrom

Statistisch gesehen haben Menschen mit Asperger-Syndrom häufiger gesundheitliche Probleme und ein erhöhtes Risiko eines vorzeitigen Todes.

Warum das so ist, ist zurzeit noch nicht genau bekannt. Der Zusammenhang ist wahrscheinlich eher indirekt und hat mit der marginalisierten gesellschaftlichen Situation von Menschen mit Asperger-Syndrom zu tun.

Ein Risikofaktor sind psychische Störungen. 70% der autistischen Menschen erfüllen die Kriterien für eine psychische Krankheit und 40 % erfüllen die Kriterien für zwei. Hier erfährst du mehr über psychische Störungen bei Menschen im Autismus-Spektrum.

Autistische Erwachsene ohne geistige Behinderung haben ein neunfach erhöhtes Risiko, an Selbstmord zu sterben.

Ein anderes Problem ist, dass das Gesundheitssystem für autistische Menschen nicht barrierefrei ist. Die Kommunikation zwischen Arzt und Patienten läuft vielleicht weniger gut, oder in der Klinik mit den Pflegekräften. Die Behandlung psychischer Störungen ist meistens auf nicht-autistische Menschen ausgerichtet.

Forschungen deuten darauf hin, dass autistische Menschen häufig Krankheiten oder Störungen wie Verdauungsprobleme, epileptische Anfälle und Schlafstörungen haben, die zu Verhaltensproblemen führen können. Die Symptome solcher Erkrankungen werden leicht übersehen oder als Merkmale des Asperger-Syndroms interpretiert.

Mehr Informationen zur Gesundheit autistischer Menschen findest du hier.

Autistic Pride und Neurodiversität

In der Medizin wird das Asperger-Syndrom als Störung gesehen.

Viele Asperger sehen das anders. Sie fordern, dass das Asperger-Syndrom als normaler Teil menschlicher neurologischer Vielfalt (Neurodiversität) akzeptiert wird.

Diese Forderung – Akzeptanz statt Heilung – ist der Kerngedanke von Autistic Pride.

Quellen und Studien

Zuletzt bearbeitet am 14.06.2023.

Linus Mueller, M.A.

Linus Mueller befasst sich seit 20 Jahren mit Autismus. Er hat hat sein Studium an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Magisterarbeit über Autismus und Gender abgeschlossen und in mehreren Autismus-Organisationen gearbeitet, bevor er Autismus-Kultur gründete. Linus ist selbst autistisch und Vater eines fabelhaften Kindes. Mehr über Linus